Alexandra
"Wenn nicht jetzt, wann dann?"

Es gefällt ihr im Unionviertel so richtig gut. 25 Jahre alt ist Alexandra, sie stammt aus Düsseldorf, und als sie zum Studieren ins Ruhrgebiet geht, hat sie schon einiges erlebt. Nach dem Abi lernt sie erst einmal Industriekauffrau, aber „das konnte nicht das Ende der Fahnenstange sein.“ Studium also im nächsten Schritt, das ist schnell klar, genauso wie der Studienort. „Es sollte Betriebswirtschaftliche Logistik sein, und das geht nur hier!“

Doch da ist noch ein Traum: Schon lange hat sie die Idee, eine Weile in Island zu leben, „was mit Pferden zu machen, und dann dachte ich, wenn nicht jetzt, wann dann?“

Sie zurrt den Studienbeginn fest. Dann kauft sie sich ein Ticket für den Flieger.

Es soll ein langes, spannendes Island-Jahr werden. Sie lebt – es gibt Kost, Logis und ein Taschengeld – auf einem Pferdehof in der Nähe der isländischen Hauptstadt Reykjavik, begleitet Touristengruppen aus aller Welt auf Wanderritten. Sie mag die starken, kleinen Islandpferde („Don’t call them ponies!“); der Job macht ihr Spaß. Sie lebt mit sieben anderen jungen Leuten aus Deutschland und Skandinavien auf zwei Zimmern nahe den Ställen. „Manche von denen wussten gar nicht, wohin mit ihrem Leben, die haben das zwischen Schule und Studium als eine Art Orientierung gebraucht.“

Das Leben verläuft nach Plan

Alexandras Leben verläuft nach Plan. Nach einem Jahr kommt sie nach Deutschland zurück, der Studienplatz ist längst klar, eine kleine Wohnung schnell gefunden. Eine Schulfreundin, die sie seit der fünften Klasse kennt, ist schon vor ihr nach Dortmund gegangen und wohnt in derselben Straße gegenüber. Zur Uni ist es nicht weit, das schafft sie mit dem Rad, schließlich ist sie sportlich. „Minimalausgleich“ nennt sie das Radeln; mehrmals pro Woche joggt sie auch, und dann gibt es noch die Handballgruppe an der Uni: „Beim Sport kann ich gut meine Gedanken sortieren!“

Vier Semester hat sie schon hinter sich. In weiteren drei Semestern will sie ihren Bachelor in der Tasche haben. Seit einer ganzen Weile arbeitet sie schon als Werkstudentin bei einer Firma aus dem Bereich Maschinen- und Anlagebau. „Wer weiß“, meint sie, „vielleicht ergibt sich auch da später was.“

Wenn nicht: Irgendetwas wird sich finden, da ist sie unbesorgt. Grundsätzlich ist sie für alles offen. „Ausland muss nicht unbedingt sein, aber das sag ich jetzt …“ Auch ihre Heimatstadt Düsseldorf wäre immer eine Option für sie, doch genauso gut würde sie in Dortmund bleiben. „Man wird sehen, wo es mich hintreibt.“

Wie noch besser werden?

Der Studiengang „Betriebswirtschaftliche Logistik“ ist noch recht jung, es gibt ihn erst seit 2012. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen („Das ist ziemlich männerlastig bei uns, ich würde sagen zwanzig zu achtzig ungefähr.“) ist überschaubar, die Chancen auf einen Arbeitsplatz stehen gut. Um Optimierung gehe es, erläutert Alexandra, darum, logistische Prozesse aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu verbessern. Die Fragestellung lautet also: „Wo kann man an Stellschrauben drehen, damit wir noch besser werden?“

Sie lebt gern im Unionviertel. Die Nähe zu Uni und Innenstadt findet sie optimal, und dann findet sie es „cool und spannend hier, nicht so fertig gebacken wie das Kreuzviertel.“

Island ist nun über zwei Jahre her. „In den letzten Wochen“, sagt sie, „hat es mich auf einmal ziemlich in den Fingern gejuckt.“ Seit Island nämlich hat die junge Studentin erst dreimal auf einem Pferd gesessen.

Klarer Fall von zu wenig!

Ein Glück, dass es das Internet gibt. Beim Surfen findet Alexandra ein geradezu maßgeschneidertes Angebot. Auf einer Weide nicht übermäßig weit vom Unionviertel entfernt stehen zwei Pferde, die geritten werden können. Nicht irgendwelche Pferde, nein, Islandpferde. Für Alexandra so etwas wie ein Sechser im Lotto. „Ich weiß selber nicht genau, was das ist, aber das ist was ganz besonderes. Was anderes als ein Islandpferd kommt mir nicht in die Tüte.“

Muss auch nicht! Dass die beiden auf einer Wiese im ländlichen Oespel stehen, macht die Sache auch noch praktisch. Da kommt man locker sogar mit dem Fahrrad hin.

 

Text: Ursula Maria Wartmann
Foto: Sabrina Richmann

Sommer 2015