Martin-Kirche
Gerechte Sprache - demografischer Wandel

Sie sind ein gewichtiger Teil der Dortmunder Innenstadtgemeinden: St. Petri, St. Nicolai und die Martin-Kirche in der Sternstraße. Sie bildeten schon früher, bis ins Jahr 1948 hinein, eine Einheit, und auch damals galt schon: drei Kirchen – zwei Namen.

Die sinkende Zahl der Gemeindemitglieder hatte vor acht Jahren eine erneute Fusion im alten Namens-„Setting“ notwendig gemacht. Drei Pfarrstellen, drei Kindertagesstätten und zwei Pfarrbüros gibt es in diesem Zusammenschluss und ca. 8200 Gemeindemitglieder. Die Gemeinden als Dreier-Gestirn sind riesig: Sie erstrecken sich von der östlichen Innenstadt bis nach Dorstfeld im Westen und im Süden bis zum Westfalenstadion. Union-, Klinik- und Kreuzviertel gehören ebenfalls dazu.

Drei Kirchen – zwei Namen, das sorgt gelegentlich und immer wieder für Unmut in Martin, auch wenn man weiß, dass das Ganze traditionell so gewachsen ist. Kritikerinnen und Kritikern wird deshalb gerne die Tradition wie ein Fähnlein entgegen gehalten, doch ob es die „gute“ alte Tradition ist, wird heute wie damals von so manchen bezweifelt. Aber was will man machen: Die Dinge sind, wie sie sind …

Freundlichkeit und Wärme

Babette Guber ist seit 2000 Pfarrerin in Martin; die 56Jährige war davor lange Jahre in St. Nicolai, „aber dann wurde da Pfarrer Klammer krank, und jemand musste sich kümmern.“

Sie kümmerte sich also, die Gemeinde ist ihr zwischenzeitlich sehr ans Herz gewachsen, und dass sie sich wohl dort fühlt, spürt man in ihrem Büro. Das strahlt Freundlichkeit und Wärme aus. Ein Rattantisch, Korbmöbel. Pflanzen und Bücher, Bilder natürlich und der Schreibtisch, an dem sie Predigten vorbereitet, Briefe schreibt, den allgemeinen Schriftkram erledigt. Zu tun ist wahrhaftig immer genug.

Babette Guber betreut in der Martingemeinde fast 3000 Menschen; am liebsten wäre ihr damals gewesen, im Zug des neuen Zusammenschlusses hätte sich auch der Name der Kirche geändert: „’Maria Magdalena’ hätte ich klasse gefunden, aber dafür gab es leider keine Mehrheit.“

Gerechte Sprache

Die altgediente Pfarrerin („Ich mache das mittlerweile seit 23 Jahren.“) hält im Wechsel mit zwei Kollegen in allen drei Kirchen Gottesdienste ab, wenn auch ihr Schwerpunkt in der Sternstraße liegt. Sie legt großen Wert auf eine „gerechte Sprache“ in der Liturgie: Auch im Gebet müsse, sagt sie, der weibliche Teil der Menschen selbstredend berücksichtigt werden.

Guber betreut feste Gruppen, die SeniorInnengruppe etwa, die sich alle vierzehn Tage trifft. Gespräche, Referate, Spiele, Andachten … Hier ist auch eine Art „Umschlagbörse“ für informelle Nachrichten aus dem Viertel.

Wer ist krank, wer könnte Hilfe brauchen?

Herzensangelegenheit

Und dann gibt es die ökumenischen Frauen, die Gruppe ist für Babette Guber eine „Herzensangelegenheit“, und das seit gut zehn Jahren. An die zwanzig Frauen, evangelisch oder katholisch, zwischen vierzig und achtzig Jahren treffen sich hier regelmäßig, um sich mit biblischen Frauengestalten zu beschäftigen. „Wir machen das nicht wissenschaftlich, sondern bringen eigene Lebengeschichten und Erfahrungen ein.“ Ein Grenzgang sei das oft, so Guber, zwischen Gruppenarbeit, Selbsterfahrung und Seelsorge. Bereichernd sei dieser generationsübergreifende Austausch zwischen Jung und Alt und unbedingt förderlich für die Toleranz.

Beerdigungen, Taufen, Trauungen – solche Amtshandlungen gehören ebenfalls zu den Aufgaben der Pfarrerin. Auch homosexuellen Paaren hat sie schon den amtlichen Segen der Kirche gegeben, „bei dem Thema ist die westfälische Kirche ganz gut aufgestellt.“ Sie selbst hat das auch erfahren. Im vergangenen Jahr hat sie ihre Lebenspartnerin geheiratet: mit dem Segen ihrer Kirche. Den bekamen die beiden in St. Nicolai.

Demografischer Wandel

Im Kindergarten gleich neben der Martinkirche, wo das „religionspädagogische Feld beackert wird“, ist sie öfter zu Gast. Der demografische Wandel stellt nach ihren Informationen eine echte Herausforderung dar: „Früher gab es Schule, Konfirmation, Jungschar. Das war einfach vorgegeben. Heute sind bei siebzig Familien nur noch eine Handvoll Kinder christlich getauft.“

Sprachförderung, die intensive Beschäftigung mit behinderten Kindern, Musik und Bewegung: „Die Erzieherinnen“, sagt die Pfarrerin, „die machen richtig gute Arbeit hier.“ Wenn sie selbst vorbeischaut, ist das immer etwas Besonderes. „Ich habe“, sagt Babette Guber, „dann eine biblische Geschichte im Gepäck und halte kleine Andachten. Das ist ganz allgemeingültig, was da besprochen wird. Die Kinder lieben das, ganz gleich, welche Konfession sie haben.“

Die nicht christlichen Erwachsenen halten sich da bedeckter. Obwohl es immer wieder Einladungen gibt, „sind sie leider nur schlecht in den Gottesdienst zu kriegen. Die engagierten Eltern sind leider, leider in der Minderheit.“

Und die Seelsorge, sie gehört natürlich zu den Grundpfeilern der Arbeit. Wer ein Gespräch mit der Pfarrerin sucht, wird es bekommen. Egal, ob es um Probleme am Arbeitsplatz oder in der Familie geht. Oder ob jemand über den Tod eines geliebten Menschen nicht hinweg kommt.

Pfarrerin Babette Guber
T. 0231 123 189
M. babette.guber@dokom.net

Gemeindebüro Andrea Eppmann
Sternstr. 21
T. 0231 141895

Kindertageseinrichtung
Petra Druffel
Sternstr. 23
T. 0231 148 901

Text: Ursula Maria Wartmann
Foto: Martin Gemeinde

Herbst 2015