Beratung und Qualifizierung
Ein kurzer Überblick über die Angebote

Die InWest e.G. stand im Rahmen des Projekts Unionviertel.Kreativ bis 2018 GründerInnen und Unternehmen aus der Kreativwirtschaft mit Rat und Tat zur Seite. Gerade in der Kreativwirtschaft mit ihren vielen Teilbranchen und den sehr differenten Anforderungen sind spezielle Beratungsansätze gefragt.

Frank van Lieshaut gibt im folgenden Interview mit Reinhild Kuhn von Heimatdesign einen kurzen Überblick über die vergangenen Angebote. Das Beratungsangebot der InWest eG richtete sich an alle Gründer und Unternehmen, hatte aber einen Schwerpunkt für GründerInnen aus der Kreativwirtschaft.

Was unterscheidet die/den „klassischen“ GründerIn von den jungen UnternehmerInnen, die aus der Kultur- und Kreativwirtschaft kommen?

Eine kreativwirtschaftliche Gründung unterscheidet sich zu einem bestimmten Teil sicher von einer klassischen Gründung, in vielen anderen Bereichen tut sie das aber auch nicht. Es gibt wirtschaftliche Spielregeln, die für jedes Unternehmen gleich sind: Da ist das Finanzamt mit seinen Fragen und Forderungen, man sollte wissen, wie man Einnahmen und Ausgaben berechnet und natürlich wie viel unterm Strich hängen bleiben muss, damit man auch davon leben kann. Darüber hinaus ist jede Geschäftsidee aber auch individuell zu betrachten und bringt immer gewisse Besonderheiten mit sich, auf die man dann im Rahmen der Beratung und auch im Seminarprogramm eingeht. Wenn wir z.B. einen bildenden Künstler beraten, ist es sicher schwieriger, eine Umsatzprognose zu machen, da es viele nicht genau berechenbare Faktoren zu berücksichtigen gilt – da ist es beim Grafikdesigner, der für Geschäftskunden, z.B. aus der Industrie tätig ist, einfacher, da es sich um eine klarer umrissene Dienstleistung handelt.

Weist Du bei den Beratungen z.B. auch auf die Fördermöglichkeiten und Stipendien hin?

Das ganze Thema Förderung und Projektarbeit – viele Kreative arbeiten und denken ja häufig in Projekten – ist einer der Schwerpunkte des Seminarangebots im Jahr 2016. Bereits Ende 2015 wurde ein erster Workshop angeboten zum Thema: Wie formuliere ich einen anständigen Förderantrag. Dort wurde unter anderem auch ein Überblick über aktuelle Fördermöglichkeiten und Förderprogramme gegeben. Wir versuchen auch bei diesen Fragen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und falls wir selbst einmal nicht weiterhelfen können, verweisen wir an kompetente PartnerInnen und Beratungsstellen aus unserem Netzwerk.

In der Kreativwirtschaft hat man oftmals nicht das Gefühl zu gründen, weil man gerade als Freiberufler erst einmal nur eine Steuernummer beantragt und dann irgendwie nahtlos von einer Mitarbeit z.B. in einem Projekt oder Verein in eine Selbständigkeit bzw. ins Geschäftsleben gleitet. Dennoch ist es wichtig, sich einmal grundlegend mit den neuen, auch rechtlichen Anforderungen auseinanderzusetzen. Kannst Du auch da beraten bzw. an die entsprechenden Stellen verweisen?

Um einen reibungsfreien Übergang in die Selbständigkeit zu gewährleisten, haben wir zusammen mit der Wirtschaftsförderung bereits 2015 ein Seminarprogramm zusammengestellt. Da sind zum Beispiel Themen bearbeitet worden wie: Welche Versicherungspflichten sind zu berücksichtigen, wie funktioniert das mit dem Antrag bei der Künstlersozialkasse, was muss ich im Hinblick auf Steuern beachten. In diesen Veranstaltungen wurde bzw. wird auch im kommenden Jahr das notwendige Basiswissen vermittelt. Im Regelfall wird man im Laufe einer Gründung mit vielen Fragen konfrontiert, die man sich so vorher noch nie gestellt hat. Schon beim Ausfüllen des Ersterfassungsbogens, den man vom Finanzamt zugeschickt bekommt, kann man eine Menge richtig oder falsch eintragen. Gerade bei diesen praktischen Belangen stehen wir gerne zur Verfügung, um Fragen zu beantworten. Es wird also zu Themenbereichen informiert, die auf fast jeden Existenzgründer zutreffen.

Wenn man startet, ist man ja meistens sehr enthusiastisch und denkt, alles geht gut. Man ist super aufgestellt, hat tolle Ideen… aber es tauchen im Laufe einer Entwicklung ja auch mal Probleme auf. Warum denkst Du, dass es wichtig ist, rechtzeitig jemanden anzusprechen, der bei der Analyse einer schwierigen Situation unterstützt? Ist es wichtig, jemanden hinzuzuholen, der mal von außen guckt, der motiviert?

Am Anfang steht ja zunächst die Erkenntnis, dass die Dinge nicht optimal, nicht wie geplant laufen. In solchen Krisensituationen ist es sicher hilfreich, sich Unterstützung zu suchen. Die zusätzliche Perspektive, der andere Blick, helfen dabei, Lösungsansätze zu entwickeln, die man in schwierigen Phasen oftmals selber nicht finden kann, da man in der Situation befangen ist. Am offensichtlichsten werden die Probleme ja meist, wenn es ums Geld geht. Falls es also um finanzielle Engpässe geht, kann Gegenstand der Beratung sein, wie sinnvolle Einsparungen vorgenommen werden können. Es kann dabei unterstützt werden, alternative Finanzierungsquellen aufzutun oder einen Sponsor anzusprechen, wenn es zu Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Projekten kommt. Auch kann es hilfreich sein, ein Konzept zu überarbeiten, neu zu beurteilen, etwa um Finanzierungsmöglichkeiten und Vorhaben abzugleichen.

Wie sind denn Eure Beratungen aufgebaut. Gibt es eher eine Starthilfe, oder begleitet Ihr die Unternehmer auch länger?

Im Rahmen des Projekts Unionviertel.Kreativ hat die InWest eG sowohl Beratungsangebote für interessierte GründerInnen, die sich neu im Viertel ansiedeln möchten, als auch für Unternehmen, die bereits länger existieren. Die Betonung liegt dabei auf Angebot – d.h. wer Fragen hat oder Unterstützung benötigt, dem versuchen wir gerne zu helfen. Vor der Gründung helfen wir bei der Ausarbeitung eines Geschäftskonzepts, ggf. bei der Finanzierung der Idee usw. Aber auch nach der Gründung tun sich in der Regel noch viele neue Fragen auf, z.B. wie kann ich ein bestimmtes Projekt entwickeln, welche Strategie ist die richtige bzw. wie kann ich meine Strategie sinnvoll anpassen, um etwa neue Kunden zu akquirieren.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass die InWest mit ihrem Angebot in allen Phasen einer Selbständigkeit zur Verfügung steht, von der ersten Beurteilung einer Geschäftsidee und der Gründungsvorbereitung über die Begleitung des Wachstumsprozesses bzw. bei Strategieveränderungen bis hin zum Krisenmanagement, d.h. wenn es mal problematisch wird oder wenn es um die Einstellung einer Selbstständigkeit geht – was natürlich niemand hofft.

Was ist dir noch wichtig? Was möchtest du noch loswerden?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Leute z.T. schwer damit tun, sich an eineN BeraterIn zu wenden. Meiner Meinung nach kann man eine Beratung aber auch als Chance begreifen. Man sollte etwaige Vorbehalte abbauen und die/den BeraterIn eher als ein Gegenüber auf Augenhöhe, als eine Art SparringspartnerIn ansehen, der – mit einem unvoreingenommen Blick von außen – für Abkürzungen auf dem Weg zum Ziel, also viel Zeitersparnis, sorgen kann. Außerdem werden in der Regel immer auch einige Ideen entwickelt, auf die man ansonsten im Alleingang vielleicht nicht gekommen wäre. Das kann ja nicht verkehrt sein.

Foto: Roland Baege