Hausgemachte Internationalität
Interview mit Oriane Durand vom Dortmunder Kunstverein

Nach Stationen in Marseille, Paris, Berlin, Nürnberg und Bonn hat Oriane Durand Anfang Juli 2015 die Künstlerische Leitung des Dortmunder Kunstvereins übernommen. Im Interview spricht sie über ihre Ansätze und Ideen für die neue Aufgabe.

Was waren ihre ersten Eindrücke von der Stadt
Oriane Durand:
Das Ruhrgebiet hat eine starke Präsenz über seine Grenzen hinaus und zählt zu den wichtigsten Regionen Deutschlands. Den Charakter Dortmund wirklich einzuschätzen ist für mich noch schwierig, da ich noch ganz neu bin. Mein erster Eindruck ist aber sehr positiv, es gibt in Dortmund eine junge Szene, die Energie und Lust hat, die Stadt nach vorne zu bringen.

Gibt es bereits eine direkte Reaktion von Ihnen auf das Vorgefundene, beeinflusst Sie das?
Oriane Durand:
Ja, ich denke schon, und zwar sowohl in Bezug auf die Stadt als auch auf die konkreten Räumlichkeiten des Kunstvereins. Mein Programm für nächstes Jahr wird sich sicherlich direkt oder indirekt darauf beziehen. Man kann den Ort, wo man arbeitet und wohnt nicht ignorieren.

Der Kunstverein wird durch Mitgliedsbeiträge, die Stadt und Drittmittel finanziert. Werden auch inhaltliche oder konzeptionelle Anfragen an Sie heran getragen, z.B. dass die Stadt „repräsentiert“ oder vor allem hiesige Künstler gefördert werden sollen?
Oriane Durand:
Damit eine Stadt ihr Aufmerksamkeitspotential entwickelt und voll ausschöpft, muss sie sich, meiner Ansicht nach, nach außen hin öffnen und daher auch Leute von außerhalb einladen. Es ist für mich wichtig die Internationalität zu fördern und ich verstehe das als Aufgabe des Dortmunder Kunstvereins. Es heißt natürlich nicht, dass ich den Austausch mit der Dortmunder-Szene vernachlässige: Wir sollten unsere Kräfte bündeln, um das beste Ergebnis zu erreichen. Der Austausch mit Künstlern bedeutet für mich eine einzige große Forschung zu dem Thema, was Kunst heutzutage sein und bedeuten kann. Fragen, Utopien und Ideale spielen eine große Rolle. Ich habe die Hoffnung, dass sie noch existieren. Wichtig ist mir auch, dass Kunst im besten Fall aus sich heraus erfahrbar ist, aber gleichzeitig nicht produktorientiert dargestellt wird.

Ergeben sich auch Ansätze aus der direkten Nachbarschaft zum U und den dort vertretenen Institutionen?
Oriane Durand:
Das Museum Ostwall, der HMKV und wir haben alle eine eigene Programmatik, einen eigenen Bereich. Der Kunstverein ist hierbei vor allem ein Ort, Einzelpräsentationen junger, internationaler Künstler zu zeigen. Wir sind also komplementär und können von der gegenseitigen Nähe nur profitieren.

Terminhinweis:
1.-30. August 2015: Jessica Gispert: Sense of Selfed, Sommerreihe
Durchblick

Donnerstag, 13. August, 18:00 Uhr: Führung durch die Ausstellung mit Oriane Durand

Bei der alljährlichen Sommerausstellung Durchblick entwickeln geladene KünstlerInnen ein Ausstellungskonzept, das explizit für die Rezeption von außen über die große Fensterfront des Kunstvereins vorgesehen ist. Das Betreten der Ausstellung ist lediglich bei der Eröffnung möglich, danach kann sie nur noch über die rundumlaufende Fensterfront des Dortmunder Kunstvereins besichtigt werden. Währenddessen bleibt der Kunstverein geschlossen.

Dortmunder Kunstverein
Park der Partnerstädte 2
44137 Dortmund

www.dortmunder-kunstverein.de
www.facebook.com/KunstvereinDortmund

Öffnungszeiten von September bis Juli:

Dienstag bis Freitag 15:00 – 18:00 Uhr
Samstag und Sonntag 11:00 – 16:00 Uhr
Montag und an Feiertagen geschlossen.

Interview: Jens Kobler
Foto: Roland Baege