Missin´Link
Der Laden bleibt wie er ist

Seit rund zehn Jahren ist das Missin` Link eine feste Größe der Szenegastronomie im Unionviertel. Der Stil: Zwischen Trash und gemütlich, improvisiert und second hand mit einer fensterbrett umsäumenden Armada krudig und knochig vor sich hin verwachsenen Pflanzen unterschiedlichster Couleur.

Und genauso bunt geht es seit jeher auch auf Seiten des Publikums zu: Hier sitzt der Uni-Professor neben dem Sozialhilfeempfänger, der Musiker neben dem Sportstudenten – und zwar quer durch alle Altersklassen. Die meisten von ihnen Stammgäste oder unregelmäßige Wiederholungstäter, die im Link eher ihr Wohnzimmer mit betreutem Trinken als eine gewöhnliche Kneipe sehen.

Umso unruhiger wurde es im Viertel zu Beginn diese Jahres, als immer wieder Gerüchte im Straßenfunk aufpoppten, Betreiber Frank Maßhöfer würde den Laden in absehbarer Zeit abgeben. Die Angst vieler Menschen im Viertel: Die Gentrifizierung hält Einzug, irgendeine Kette streckt ihre Hände nach dem Laden aus und macht aus der geliebten Rumpelbude ein innenarchitektonisches Einerlei heutiger Systemgastronomie.

 

Doch im Frühjahr kam die Entwarnung: Die Gerüchte stimmten, doch das Link wird eine langjährige Mitarbeiterin mit dem Leitfaden „Der Laden bleibt wie er ist“ übernehmen.

Im Oktober war es dann soweit – die Schlüssel wurden an Kim Nguyen übergeben. Und in der Tat: Auch nach einigen Monaten stehen die Billardtische noch dort wo sie hingehören, einige alte Sofas sind allenfalls durch noch ältere ersetzt worden und in den kalten Monaten brennen die Scheite im Kamin und verströmen diese unvergleichliche Wärme. Aber die 36-jährige Gastronomin ist nicht untätig geblieben. Auf den zweiten Blick haben sich durchaus einige Dinge verändert, doch nicht gerade zum Nachteil. So wird der Gesamtzustand des Damenhygienebereichs zumindest von weiblichen Gästen gelobt, das Getränkeangebot hat sich deutlich erweitert, auch gibt es hier- und dort einige sichtbare Renovierungsaktivitäten.

„Mir ist wichtig, dass das Flair des Missin‘ Link erhalten bleibt“, betont Nguyen. „Schließlich habe ich selbst fünf Jahre hinterm Tresen gestanden und mich wohl gefühlt. Natürlich hast Du immer eigene Ideen, wenn Du einen Laden übernimmst. Doch ich will hier keine Revolution einläuten, sondern nur sanft einige Dinge hoffentlich zum Guten verändern. Ich habe ja schließlich selbst lange hier im Viertel gelebt und den Wandel in den letzten Jahre mitbekommen. Das Viertel hat sich deutlich verjüngt, und damit verjüngt sich natürlich auch unser Publikum. Darauf muss ich als Gastronomin reagieren. Eine Eckkneipe muss heute einfach mehr bieten als nur ein kaltes Bier. Zumindest was Veranstaltungen angeht, werde ich sicherlich noch einige Dinge mehr anschieben.“

Und dabei passiert im Link bereits einiges: Kneipenquiz, Poesie trifft den Ton, unregelmäßige Unplugged- Konzerte. Zwar in mehr oder weniger unregelmäßigen Abständen, aber immerhin. „Hier im Viertel passiert gerade an vielen Stellen etwas Spannendes, hier verändert sich vieles. Und da ich mit dem Missin‘ Link ein Teil des Viertels bin ist es nur natürlich, dass sich der Laden auch ein wenig verändert. Wir möchten künftig mehr Kulturveranstaltungen anbieten. Doch Kultur darf nicht das Privileg von Menschen sein, die sie auch bezahlen können. Sie muss für jeden erlebbar sein. Und deswegen bleiben unsere Veranstaltungen auch eintrittsfrei.“

Öffnungszeiten:
Montag – Sonntag: 18:00 – 01:00 Uhr

Lange Straße 117
44137 Dortmund
T. 0231 33005068

www.facebook.com/missinlink117

Text: Holger Steffens
Fotos: Daniel Sadrowski (Portrait und Einrichtung) Roland Baege (Aussenansicht)

Winter 2015