Das Interesse an nachvollziehbaren und vor allem nachhaltigen Produkten ist in den letzten Jahren merklich gewachsen. Dieser Trend so beachtlich, dass selbst die großen Namen in der Industrie anfangen, Produkte oder Philosophien zu entwickeln, die zumindest einen grünen Anschein machen: Seien es diverse Recycling-Programme der Bekleidungsindustrie, die BIO-Hausmarken großer Discounter oder grüner Strom für zwei Euro Aufpreis beim größten deutschen Bahnunternehmen. Doch nachhaltige Produkte sind keine Erfindung der letzten Jahre. So gründeten Hans Balzereit und Barbara Leinwand schon 1998 ihren Laden Ökologia und bieten seitdem ihren Kunden ökologische Produkte rund ums Wohnen.
Mit dem Gedanken einer schadstofffreien Wohnung, eröffneten die ehemaligen Pädagogen Hans Balzereit und Barbara Leinwand 1998 ihren ersten Laden in Hamm im Gründerzentrum des Ökozentrums NRW, 2001 die erste Filiale in Dortmund. Einige Zeit darauf schlossen sie den Laden in Hamm, um sich komplett auf den neuen zu konzentrieren. An der Grundidee hat sich seitdem nichts mehr geändert und das scheint sich auszuzahlen, denn Ökologia wächst weiter und weiter. Mittlerweile umfasst die Filiale an der Lange Straße 2-4 in Dortmund 800m² und weitere 100m² sind gerade in der Vorbereitung.
Die Idee hinter dem nunmehr 18 Jahre bestehenden Konzept Ökologia ist Idealismus. Balzereit und Leinwand wollen dem Kunden ein gläsernes Produkt zu bieten; ein Produkt, welches ihm die Möglichkeit gibt, in einem Wohnraum ohne schädliche Belastung zu leben. „Wir verkaufen transparente Produkte. Wir wissen was drin ist, wo es herkommt, von wem es vertrieben und von wem es hergestellt wird. Das ist im konventionellen Handel nicht gegeben“, erzählen sie. Einer der Zulieferer hat beispielsweise eine Beteiligung an einer Schäfereigenossenschaft. „Der kennt die Schafe mit Namen“, scherz Hans Balzereit und gibt zu bedenken, dass dies nicht nur ein Verkaufsargument sei: „Gesundes Wohnen ist für uns wichtig. Die eigene Wohnung ist die dritte Haut und die sollte ohne Schadstoffe sein. Das betrifft nicht nur die Möbel.“ So ist jegliche Wolle, die in den verkauften Produkten verwendet wird, aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA-Siegel) bzw. Tierhaltung (kbT-Siegel). Das bedeutet, dass bei der Herstellung der Produkte weitestgehend auf synthetische Schutzmittel, Mineraldünger und Gentechnik verzichtet wird. Des Weiteren beziehen die Hersteller ihr Holz aus Europa, oft sogar aus Deutschland, da das Holz bei einem Transport aus Asien beispielsweise für die Reise mit Chemikalien bearbeitet wird. Darüber hinaus ist der Co2-Verbrauch bei kürzeren Transportwegen deutlich geringer. Allgemein sei jeder Arbeitsschritt der Produkte bei Ökologia laut eigener Aussage nachvollziehbar. So ist eines der Aushängeschilder des Ladens, die Marke Brühl, der erste deutsche Polstermöbelhersteller mit dem Umweltsiegel „Der Blaue Engel“. Das unter anderen vom Umweltministerium ins Leben gerufene Siegel, zeichnet Produkte aus, deren Herstellungswege vom Einsatz beständiger, schadstoffarmer Materialien bis zur Wiederverwertung von Restmaterialien ökologisch ausgerichtet sind.
„Das Interesse an nachhaltigen Produkten ist in den letzten Jahren gestiegen“, erzählt Barbara Leinwand wären wir an einem der ausgestellten Holztische sitzen und sie ein Glas gefiltertes Wasser reicht. Doch trotz des wachsenden Verbraucherwunsches nach nachhaltigen Produkten müssen sich auch Hans Balzereit und Barbara Leinwand anpassen, denn „die Vorstellungen zum Thema Wohnen haben sich geändert“. Das hat zur Folge, dass auch die Produktpalette angepasst werden muss. Laut den beiden ist im Bereich der ökologischen Möbel der Anspruch an schlichtes Design gewachsen. So verschwinden der Korpusbereich sowie Wohnwände fast komplett aus dem Sortiment und machen Platz für Polstermöbel, Kastenmöbel wie Schränke, Tische und Stühle, Betten und Küchen, die in Richtung des Danish Designs gehen. Dezenter, schlichter und eleganter als das gängige Klischee. „Die Möbel haben mittlerweile nicht mehr dieses Müsliimage. Das Design ist heute mit an die erste Stelle gerutscht“, ergänzt sie die Veränderung, die letztendlich nicht nur dem Laden sondern vor allem potenziellen Kunden zu Gute kommt. Gerade die jüngere Generation wird das erfreuen, die es sowohl gerne ökologisch als auch modern haben möchte. Allerdings ist es fraglich, ob das Design dem jungen Kunden zusagt, zumal er es sich auch erst Mal leisten können muss. Denn zwar legen die Kunden von Ökologia teilweise weite Wege hinter sich, haben aber auch ein wenig mehr Budget als der junge designaffine Käufer. Hans Balzereit erzählt, dass die meisten anfangen diese Art von Möbel zu kaufen, wenn sie ihr erstes Kind erwarten. Ein Kinderzimmer ohne Schadstoffe gefolgt von einer Couch, einer Kommode, vielleicht sogar einer Küche. Nicht ganz Danish Design, dafür allerdings ohne Belastung.
Doch bei all den Siegeln und Vorkehrungen – ist es überhaupt möglich, sich ein Zuhause frei von Schadstoffen zu schaffen? Hans Balzereit antwortet scherzhaft auf diese Frage: „Na ja, irgendwann muss man die Fenster wohl mal aufmachen.“
Text: Jan Kempinski
Foto: Juliander Enßle
Oktober 2016