Projektraum Fotografie
Nicht nur Arbeitsplatz

Im Sommer 2016 fand die „Westpassage“ statt, eine Leistungsschau oder ein Festival, ganz wie man mag, bei welchem sich die kreative Szene des Union-Viertels im Rahmen vieler und vielseitiger Aktionen präsentierte. Die Rolle einer Herzkammer der Fotokunst kommt dabei dem „Projektraum Fotografie“ zu. Seit Anfang des Jahres arbeiten hier fünf Fotografinnen und Fotografen an ihrem „Westpassage“-Beitrag: die derzeitigen Betreiber Eisenhart Keimeyer, Gerhard Kurtz, Donja Nasseri und Daniel Sadrowski sowie, als Gast, Sabrina Richmann. Ihre gemeinsame Teilnahme ist aktuell nicht nur Schwerpunkt der Programmplanung im Projektraum, vor diesem Hintergrund lässt sich auch ihr Selbstverständnis als Künstlergruppe erkennen.

„Der Projektraum Fotografie ist Atelier, Treffpunkt, Ausstellungsraum, ein Labor im besten Sinne“ lautet der leitmotivische Anspruch. Beabsichtigt war von Anfang an, dass der „Projektraum Fotografie“ mehr als lediglich ein Zusammenschluss im Sinne einer klassischen Bürogemeinschaft sein sollte. „Wichtig ist der geistige Austausch und es gibt nur zwei Möglichkeiten, Leute kennenzulernen“, sagt Sadrowski. „Entweder man besucht Ausstellungen und Parties oder man organisiert selber einen Ort, wo man etwas machen kann, was andere Menschen interessant genug finden, dorthin zu kommen. Leute, die man sonst vermutlich nicht kennenlernen würde.“
Bei ihrer Gründung im Jahr 2010 waren die damaligen Mitglieder  – die Fluktuation über die Zeit ist bemerkenswert gering –  auf der Suche nach günstigen Räumlichkeiten, ihre fassettenreich gedachten Vorstellungen zu realisieren. Fündig wurden sie auf dem Union-Gewerbehof. Ihr „Projektraum“ war von Anfang an  – und ist es noch heute –  in erster Linie Werkstätte, ein gut ausgestattetes Fotolabor und ein Ort, anfallende Bürotätigkeiten erledigen zu können. Massive Schreibtische freilich sucht man vergeblich. Sie passen einfach nicht ins Konzept des Raumes, der mehr als nur Basisbedürfnisse erfüllen soll. Allein der Ausstellungsbetrieb, bei welchem die Künstler selbst als Kuratoren fungieren, spricht dagegen, ebenso die Diskussionsabende, Workshops, Vorträge und Beratungsgespräche. „Wir sind kein ordentliches Büro, wo jeder seinen eigenen, abgegrenzten Platz hat“, erklärt Sadrowski. „Im Kontext von Arbeiten und Ausstellungen muss hier alles möglich sein. Aufbau, Abbau, Leerräumen, Werkstatt sein oder ein Studio, das alles kann nur dann funktionieren, wenn absolut nichts starr ist.“
Vielseitigkeit als Prinzip zeigt sich im Projektraum bereits beim Verhältnis zur Fotografie als seinem grundlegenden Metier. Lassen sich Keimeyer, Kurtz und Sadrowski noch vornehmlich im Dokumentarischen verorten, nutzt Nasseri die Fotografie als Basis, neue Felder zu sondieren, seien es Videoinstallationen oder skulpturale Entwürfe. Sowohl die Qualität der Arbeiten der einzelnen Mitglieder als auch die der von ihnen kuratierten Ausstellungen haben dem Projektraum binnen weniger Jahre zu ansehnlichem Renommee verholfen. In der Folge ergaben sich, unter anderem, Kooperationen mit Kunstverein und Künstlerhaus in Dortmund.

Neben der eingangs erwähnten Beteiligung an der „Westpassage“ steht im Programm des laufenden Jahres eine Ausstellung dreier Künstler die sich fotografisch mit der Ruhr Universität Bochum auseinandergesetzt haben. Für 2017 ist eine Gruppenausstellung zum Thema kameralose Fotografie geplant sowie eine Einzelausstellung mit Schwerpunkt Modekatalogfotografie in Südafrika.

Huckarder Straße 8–12
44147 Dortmund

www.projektraum-fotografie.de

Text: Wolfgang Kienast
Foto:  Sabrina Richmann