Stadtumbau – und dann?
Nach Beendigung des Quartiersmanagements im Rahmen des Stadtumbaus Rheinische Straße (heute Unionviertel) im Jahre 2016 hat sich die Bezirksvertretung Innenstadt-West bereit erklärt, diese wertvolle Maßnahme im kleineren Umfang fortzuführen und zu finanzieren. Damit ist es gelungen, ein Quartiersmanagement im Unionviertel über die Laufzeit der Städtebauförderung hinaus zu halten – sozusagen zu verstetigen. Das gelingt bisher in nur wenigen Städten.
Bezirksvertretung Innenstadt-West tritt vorübergehend ein
Es war klar, dass diese Fortführung nur vorübergehend von der Bezirksvertretung finanziert werden konnte und dass ein Akteur aus dem Viertel mit dieser Aufgabe betraut werden soll. Es wurden ausgewählte Akteure aus dem Viertel aufgefordert, ein Angebot zur Fortführung des Quartiersmanagements (kurz QM) abzugeben. Die InWest eG hat sich damals (2017) zusammen mit den Urbanisten als Partner darum beworben und den Zuschlag erhalten. Im August 2017 war es offiziell: Das Unionviertel hatte wieder einen Ansprechpartner vor Ort! Es handelte sich jedoch nur um ein zeitlich befristetes Engagement. Auf Dauer muss eine andere Lösung und Finanzierung gefunden werden.
Stadtteilgenossenschaft InWest ist Ansprechpartner vor Ort
In den kommenden zwei Jahren bemühte sich das QM – bestehend aus Silvia Beckmann (InWest eG) und Yvonne Johannsen (die Urbanisten) überwiegend um die Stärkung des westlichen Unionviertel und Unterdorstfeld. Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel konnte eine halbe Personalstelle finanziert werden.
Dicke Bretter und Herausforderungen bleiben
Die Aufgaben und Herausforderungen in den Stadtteilen sind mannigfaltig: Leerstehende Ladenlokale trüben den Eindruck ehemaliger lebendiger Handelslagen, die Qualität öffentlicher Räume und Plätze lassen zu Wünschen übrig, die Bedeutung der Wochenmärkte lässt nach und lähmt das Stadtteilleben, barrierefreie Bahnzugänge entlang der Rheinischen Straße fehlen. Dies sind nur einige Themen und dicke Bretter, die es in den nächsten Jahren zu bohren und zu verbessern gilt.
Ein QM alleine schafft das nicht. Hier ist die Zusammenarbeit vieler
Akteure gefragt: städtische Verwaltung, Stadtteilpolitik sowie lokale Unternehmer*innen, Initiativen, Gemeinden und Menschen vor Ort. Das QM hat einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Zusammenarbeit geleistet, Netzwerkstrukturen fortgeführt und neue aufgebaut.
Lokales Engagement fördern
Der Quartiersfonds ist nach wie vor ein wichtiges Instrument zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements. In den vergangenen 2,5 Jahren sind 13 Projekte in Dorstfeld und Unionviertel erfolgreich umgesetzt worden. Eine Auswahl:
• Musikhymne für das Unionviertel
• Selbstgebaute Blumenkästen für Fenstersimse
• Klappbank auf dem Wilhelmplatz
• Kunstprojekt „Gentrifizierung ehrenamtlich“ und „mehr als eins“
• Nachbarschaftsprojekte „koch bunt“ und „komm mit mir nach Bollywood“
• Imagekampagnen und Bildungsprojekte in Dorstfeld
Neue Gesichter im Viertel
Das Vermitteln leerer Räume und Anziehen neuer Akteure im Viertel ist eine Spezialität der Stadtteilgenossenschaft InWest. Das QM hat Neuankommende im Viertel bei der Suche geeigneter Räume im Stadtteil unterstützt. Im letzten Jahr sind viele neue Gesichter zugezogen und wirken positiv auf Ihr Umfeld und den Stadtteil. Beispiele neuer Nachbar*innen: Fotografen-Kollektiv in der Adlerstraße, Architekten-Kollektiv in der Heinrichstraße, Friseur in der Langen Straße.
Das QM hat ein Leerstandskataster für das westliche Unionviertel und Unterdorstfeld angelegt. Hier gibt es noch zahlreiche leere Gebäude, die auf eine Wiederbelebung und Sanierung warten. Das können aber nur die Eigentümer dieser Immobilien in die Hand nehmen. Das QM kann zusammen mit seinem Netzwerk positive Rahmenbedingungen schaffen und Anreize geben.
Zukunftsweisende Ideen und neue Impulse für den Stadtteil
Das QM hat in Zusammenarbeit mit jungen Menschen und Studierenden zukunftsweisende Impulse erarbeitet: bspw. zur zukünftigen Entwicklung des Wilhelmplatzes und des Dorstfelder Hellwegs vor dem Hintergrund der anstehenden grünen Entwicklung in der Nachbarschaft (Internationale Gartenausstellung 2027 und Smart Rhino (HSP-Gelände).
Studierende der FH Design haben sich ein Semester lang mit dem Platanenplatz auseinandergesetzt. Dieser wirkt jetzt noch unscheinbar neben dem mächtigen Versorgungsamt, doch in Zukunft wird er wohl eine zentrale Rolle im Stadtteilleben des neu entstehenden Stadtteils auf dem HSP spielen.
2020 – wie geht es weiter?
Die Entwicklung des Stadtteils und der Nachbarbezirke liegt der InWest nach wie vor am Herzen. Leider ist es nicht gelungen, den Auftrag des Quartiersmanagements im Jahr 2020 fortzuführen. Die InWest spricht aber ganz klar die Empfehlungen aus: Es braucht auch weiterhin Ansprechpartner mit Leidenschaft und Expertise vor Ort! Es braucht eine bessere finanzielle Ausstattung zur Bewältigung dieser zahlreichen Aufgaben! Es braucht eine längerfristige Perspektive zur erfolgreichen Durchführung dieses Auftrags! Es braucht eine dauerhafte und stabile Zusammenarbeit gestaltungswilliger Partner*innen und Entscheidungsträger, denen die Zukunft unserer Stadtteile am Herzen liegt!
Wir drücken die Daumen, dass diese Rahmenbedingungen zeitnah hergestellt werden können und sind bereit, auch weiterhin einen Beitrag zu leisten!