Tanz auf den Ruinen
„Gebt mir Euren Müll!“– Tanz auf Ruinen ist neu an der Rheinischen

Taschen aus Comics, Beutel aus Stoffresten, das Upcyceln von Schallplatten, Kronkorken, Magazinen…: Thomas Zigahn von Tanz auf Ruinen hat neben all dem auch ein kleines Plattenlabel mit nach Dortmund gebracht. Seit Mitte April 2015 hat sein Laden samt Büro direkt über der Residenz der Urbanisten geöffnet. Im Interview erzählt er, was ihn ins Unionviertel gebracht hat.

Du kommst aus einem offiziell so bezeichneten „Kreativ.Quartier“ und bist nun wieder in einem, hast Dich aber gleichzeitig von einem Outpost wie Dinslaken in das Zentrum von Dortmund begeben. Deine Nachbarschaft hat damit recht drastisch gewechselt. Was sind die Gründe für Deinen Umzug?

Thomas Zigahn: Es gibt nicht nur Unterschiede. Mein Laden hier befindet sich in der ersten Etage, es gibt kein Schaufenster. Das bedeutet, dass meine Besucher weiterhin gezielt zu mir kommen. Und damit liegen viele Vorteile auf der Hand: Der Hauptbahnhof ist in der Nähe, die U-Bahn hält direkt vor der Tür, jeder kennt die Rheinische Straße. Das ist klar anders als in Lohberg, was ja noch einmal ein eigener Outpost innerhalb des Outposts Dinslaken ist.

2014 hattest Du einmal einen Monat lang eine Residenz im klasse:Raum in der Essener Theaterpassage, also in ähnlicher Lage. Da ging es Dir bereits um ähnliche Standortfragen…

Thomas Zigahn: Dort wurde aber auch klar, dass meine Arbeit ganz weit weg ist von dem, womit diese sich die typische Laufkundschaft beim Bummel in einer der hier üblichen Fußgängerzonen beschäftigen möchte. Ich habe eine Klientel, die nicht gerade in Massen durch die Innenstädte des Ruhrgebiets läuft.

Seitdem hat sich bei Dir einiges getan, sowohl in Bezug auf Standorte als auch in punkto Produktpalette. Was würdest Du hervorheben wollen?

Thomas Zigahn: Im Grunde hat sich jedes meiner Betätigungsfelder weiterentwickelt. Ich gebe wesentlich mehr Workshops, gehe in die Schulen und zur ErzieherInnenausbildung und zeige allen – grob gesagt – wie man aus Müll etwas machen kann. Außerdem gibt es viele neue Produkte, wobei ich mittlerweile viel mehr verschiedene Sorten Müll verarbeite. Neu sind zum Beispiel Ohrringe und andere Schmuckstücke aus Elektroschrott sowie Notizbücher aus Disketten. Mehr denn je stehen viele Ideen im Raum, weil ich mit dem Laden in Dortmund, meiner immer noch in Dinslaken bleibenden Werkstatt und den Messen, Märkten und Workshops derzeit keine Zeit habe, mich um weitere, neue Produkte zu kümmern. Hinzu kommt natürlich die Buchhaltung, die Öffentlichkeitsarbeit, die Zusatzaufgaben bei Selbstständigkeit halt. Zum Glück hilft mir inzwischen eine Praktikantin, dennoch hat die Beratungsstelle der Bundesinitiative Kultur- und Kreativwirtschaft bei mir eine klassische „Wachstumsproblematik“ diagnostiziert. Es läuft also gut, es läuft aber auch so gut, dass es alleine nicht weiter geht. Das ist also die Hauptfrage für die weitere Entwicklung.

Dabei kann ja womöglich eine gute Einbindung in das Viertel helfen. Du hattest vorher bereits einige Kontakte hierher, oder?

Thomas Zigahn: Klar. An die Räumlichkeiten kam ich über Svenja Noltemeyer von den Urbanisten, also über ihr Büro für Möglichkeitsräume. Sie kannte ich bereits aus Dinslaken, wo sie mir schon mit einigen Kontakten weitergeholfen hat. Und nun haben sich diese Anknüpfungsmöglichkeiten quasi weiter intensiviert, ebenso aber auch über meine Beteiligung an Veranstaltungen wie der Extraschicht oder andere gute Kontakte innerhalb von Dortmund wie das Agenda Netzwerk und Eine Welt. Nicht zuletzt hatte ich hier auch wirklich viele Jahre studiert, also kam jetzt eins zum anderen.

Tanz auf Ruinen
Rheinische Straße 137
44147 Dortmund

info@tanzaufruinen.de

Öffnungszeiten:
Dienstags 12:00 – 19:00 Uhr

www.tanzaufruinen.de
www.facebook.com/tanzaufruinen
tanzaufruinen.bandcamp.com

Text: Jens Kobler
Foto: Daniel Sadrowski