TTS Brothers
„Shoppingcenter“ für Tamilen

Das Unionviertel ist Handelszentrum und Treffpunkt

Für manche Familien ist ein Ausflug an die Rheinische Straße wie für andere ein Besuch im Shoppingcenter – zumindest, wenn sie tamilische Wurzeln haben. Denn das Unionviertel hat sich zur ersten Adresse in Sachen tamilischer Kultur entwickelt. Insgesamt 19 Unternehmen bieten zwischen Dortmunder U und Dorstfelder Brücke tamilische Lebensmittel, Kleidung, Geräte und vieles mehr an.
„Wir kochen mit vielen Gewürzen, die man in deutschen Läden nicht bekommt“, erklärt Maria Hang-Xavier vom Tamilischen Kulturzentrum. „Wir benutzen auch spezielle Haushaltsgeräte.“ Saris ließen sich die Frauen früher von Verwandten aus dem fernen Sri Lanka schicken – heute gibt es die farbenprächtigen Gewänder im Unionviertel. „Spätestens seit den Bollywoodfilmen werden Saris auch bei Deutschen immer beliebter“, weiß die Juristin.
Die Entwicklung zum tamilischen Hotspot begann 1996 mit der Ansiedlung des Bildungs- und Kulturzentrum der Tamilen (TKD) an der Rheinischen Straße 130. „Wir waren auf der Suche nach Räumen und wurden hier fündig“, erzählt Jeyakumaran Kumarasamy von der TKD-Leitung. Also eher ein Zufall, dass die tamilische Gemeinschaft gerade im Unionviertel Fuß fasste.
Als nächstes folgten 1998 das Restaurant Amuthasurabi und 1999 der TTS-Supermarkt, der vom Borsigplatz ins Quartier zog. Und im Laufe der Jahre kamen immer mehr tamilische Läden dazu. „Gerade samstags ist es in den Geschäften sehr voll“, weiß Maria Hang-Xavier. Denn am Samstag ist Schultag im TKD. Während die Kinder und Jugendlichen bis 13 Uhr lernen, gehen die Eltern im Viertel einkaufen.
Rund 400 tamilische Familien gehören zum TKD – nicht nur aus Dortmund. In den 90er Jahren waren es deutlich mehr, doch viele sind nach England ausgewandert. Die Vereinsmitglieder kommen vor allem wegen der Schule, in der den Kindern und Jugendlichen die tamilische Sprache, Kunst und Kultur aber auch Deutsch und EDV-Kenntnisse vermittelt werden. „Wir feiern – egal ob Christen oder Hindus – auch gemeinsam unsere Feste“, erzählt Jeyakumaran Kumarasamy.

Integration ist den Tamilen wichtig. Die zweite Generation ist gut ausgebildet und erfolgreich, ohne die eigene Kultur aufzugeben. „Wir sind sehr anpassungsfähig. Vielleicht liegt es daran, dass Sri Lanka eine lange Geschichte als Kolonie hat und wir uns immer wieder neu anpassen mussten. Auf Sri Lanka waren Portugiesen, Holländer und Engländer. 1948 verließen die Briten das Land“, erläutert Maria Hang-Xavier. Auch die Arbeit der Schule des TKD hat die Integration unterstützt. „Hier haben immer Deutsche und Menschen aus den verschiedensten Ländern unterrichtet“, so Jeyakumaran Kumarasamy.
Der TKD engagiert sich im Quartier, ist Mitglied im Rheinische Straße e.V. und trägt mit vielen Veranstaltungen zum Gelingen des Stadtumbaus bei. „Wir gestalten gerne mit, denn dies ist unsere Heimat“, lacht Jeyakumaran Kumarasamy.

Rheinische Str.52
44137 Dortmund
T. 0231 819288

Text und Fotos: Gesine Lübbers