Die Zeit der Industrialisierung brachte Dortmund gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen
großen wirtschaftlichen Aufschwung, der besonders entlang der Rheinischen Straße auf drei Säulen beruhte: Kohle mit der Zeche Tremonia, Stahl mit den Werken Union und Rothe Erde sowie den Großbrauereien Ritter, DAB und DUB.
Die Folge war ein wahrer Bevölkerungsboom: Zwischen 1880 und 1910 stieg die Einwohnerzahl der Stadt von 66 000 auf 215 000 an. Zwangsläufig ergab sich ein enormer Bauboom entlang der Ausfallstraßen aus der Innenstadt und nahe der Industrieanlagen.
Die typische, meist vierstöckige, rasterförmige Wohnbebauung entstand, durchsetzt mit Gewerbe der unterschiedlichsten Art, oft in den Hinterhöfen der Gebäude. Meist waren es Kaufleute und Kleinunternehmer, die die Häuser bauten .Durch die große Nachfrage nach Wohnraum waren die Mieten hoch und infolge der dichten Bebauung die Lebens- und Umweltbedingungen schlecht. Einen Gegenpol wollte da der genossenschaftliche Wohnungsbau setzen. 1893 wurde der Spar- und Bauverein gegründet, dessen Gebäude das Bild der gründerzeitlichen Wohnviertel der Stadt entscheidend mit prägten. Bereits 1895 waren im Quartier die Häuser in der Adler-, Lange- und Paulinenstraße gebaut, weitere folgten bald in den angrenzenden Straßen.
Der Boom wurde durch die beiden Kriege jäh gestoppt, besonders der 2. Weltkrieg hatte schlimme Folgen für das Viertel. Ein großer Teil der Gebäude entlang der Rheinischen Straße wurde von den Bomben der Alliierten zerstört, aber auch im Wohnviertel selbst wurden die Sudermannstraße und weitere Gebäude in Schutt und Asche gelegt.
Es folgte der Wiederaufbau und mit dem „Wirtschaftswunder“ eine weitere Boomphase.
Doch seit Mitte der 1970er Jahre kam es durch den Wegfall der prägenden Industrien auch zu einem Niedergang des Viertels. Der mit dem Strukturwandel verbundene Stadtumbau hat aber in den letzten Jahren zu einer Revitalisierung des Quartiers geführt, das mittlerweile besonders für junge Leute und die Kunstszene wieder eine steigende Attraktivität besitzt.
Text: Jochen Nähle, Westfalen Kolleg