Willkommensfest Flüchtlinge Westpark
Projekt Ankommen hisst im Westpark Willkommensflagge für Flüchtlinge

Es war ein klares Zeichen, das die Organisatoren vom Projekt Ankommen und Naturfreunde Kreuzviertel im Westpark gesetzt haben: Dortmunds Bevölkerung ist offen, hilfsbereit und heißt die Flüchtlinge willkommen, die unter teils lebensbedrohlichen Bedingungen aus ihrer Heimat vertrieben worden sind.

Mit mehr als eintausend Besuchern über den Tag verteilt feierten Anwohner des Kreuzviertels und des Unionviertels gemeinsam mit Vertriebenen am 30. August 2015 ein friedliches und buntes Willkommensfest. Die Botschaften waren eindeutig – wir lassen Flüchtlinge, die um ihre Leben fürchten müssen nicht im Stich, finden für sie einen Platz in unserer Gesellschaft und wir geben Flüchtlingsgegnern in Deutschland und Dortmund keinen Rückhalt.

Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß fand – im Gegensatz zu vielen Spitzenpolitikern – deutliche Worte bei seiner Eröffnungsrede: „Wenn in Deutschland Häuser von Flüchtlingen in Brand gesteckt werden um Angst und Schrecken zu verbreiten, dann haben die Täter kein politisches Ziel im Auge. Sie sind Mörder, sie sind Terroristen, sie nehmen den schrecklichsten Tod, den Tod durch Verbrennen billigend in Kauf.“

Doch das Fest sollte kein Mahnmal sein und war es auch nicht. Vielmehr fand an diesem Tag im Unionviertel genau das statt, was an anderen Orten in Deutschland fehlt: Begegnungen, Austausch, gemeinsames Feiern, freundschaftliche Gesten. Astrid Cramer – eine der Organisatorinnen vom Projekt Ankommen – zieht eine positive Bilanz: „Das Willkommensfest war ein voller Erfolg! Wir haben deutlich gemacht, dass ein Miteinander möglich ist und den Flüchtlingen gezeigt, dass wir sie offen empfangen. Doch wir wollten auch in der Bevölkerung an unserem Infostand aufklären und den Dortmunder Tipps geben, wie und wo sie sich sinnvoll engagieren können.“

Und mit Engagement hat das Projekt Ankommen, dass sich im Frühjahr 2015 gegründet hat, bereits reichlich Erfahrung. Über die Aufgaben der Stadt hinaus dient Projekt Ankommen als eine Art organisatorische Zentrale, die Flüchtlingen auf dem Weg in einen Alltag in Deutschland hilft. Auf rein ehrenamtlicher Basis vermittel die Mitglieder überwiegend Sach- und Möbelspenden, helfen bei der Wohnungssuche und organisieren Umzüge. Eine logistische Herausforderung, denn Möbelspenden zum Beispiel können aus Ermangelung einer Lagerhalle erst beim Umzug selbst auf dem Weg abgeholt werden.

Ein wichtiger Aufgabenpunkt bei den Helfern des Projekts Ankommen: Patenschaften vermitteln, wie Jan Lüttermann erklärt. „Wer ohne oder mit wenigen Sprachkenntnissen in ein fremdes Land kommt, der benötigt Hilfe, um einen Zugang in ein normales Leben zu finden. Ob Behördengänge, Dinge des täglichen Lebens, oder Zurechtfinden in unserem Verwaltungs- und Gesundheitssystem – an diesen Stellen können ehrenamtliche Paten entscheidende Hilfestellungen geben.“

Und so funktioniert es: Einfach Kontakt zum Projekt Ankommen aufnehmen, gemeinsam mit den Ansprechpartnern überlegen, wie man als Flüchtlingspate aktiv werden und wie viel Zeit man dafür erübrigen kann. „Sinnvoll ist es zum Beispiel, wenn sich zwei Interessierte eine Patenschaft teilen. Dann können auch eventuelle zeitliche Engpässe der Paten gut überbrückt werden.“

Mehr als 30 Patenschaften hat das Projekt Ankommen seit Mai bereits vermitteln können, doch die Bereitschaft in der Bevölkerung liegt weitaus höher. „Allein beim Willkommensfest haben wir mehr als 100 Interessierte beraten können“, freut sich Astrid Cramer. „Die Menschen in Dortmund wollen helfen. Doch sie finden kaum eine Anlaufstelle, an die sie sich wenden können. Diese Lücke wollen wir schließen.“

Ein Engagement, das auch beim Rat der Stadt willkommen ist, der in seiner Sitzung am 3. September noch einmal ausdrücklich die ehrenamtliche Hilfe der Bevölkerung dankend hervorgehoben hat.

Angenehmer Nebeneffekt des Festes: Der Bitte an die Besucher, den eigenen angefallen Müll mitzunehmen, wurde offensichtlich mehr als nur halbherzig nachgegangen – der untere Teil des Westparks war nach dem Fest deutlich sauberer als sonst.

Für alle, die eine Patenschaft übernehmen und sich engagieren wollen:
kontakt@projekt-ankommen.de



 

Text: Holger Steffens
Fotos: Magdalena Stengel