AG Zwischennutzung
leere Häuser sind Möglichkeitsräume

Ursachen für Leerstände gibt es viele – Zwischennutzungen sind eine Möglichkeit, diesen etwas entgegen zu setzen und vorhandene oder neue Potenziale aufzuzeigen. Durch die zeitweise Nutzung schon länger leerstehender Gebäude, Gebäudeteile oder ungenutzter Flächen wird im Idealfall der Blickwinkel verändert sowie das Vertrauen der Eigentümer/innen in die Immobilie und von Investoren und Nutzer/innen in den Standort gestärkt. Neu gewonnenes Interesse und Aufwertungen durch Investitionen in die Immobilie bedingen sich gegenseitig und verbessern die Chancen auf eine längerfristige reguläre Vermietung.

In der AG Zwischennutzung treffen sich regelmäßig Akteure aus dem Quartier, der Lokalpolitik, dem Jobcenter und der Verwaltung, um gemeinsam Ideen für leerstehende Gebäude, brachliegende Flächen oder unattraktive Bereiche im öffentlichen Raum zu entwickeln. Alle Interessierten oder Neugierigen sind herzlich eingeladen, teilzunehmen!

Neben den Zwischennutzungsprojekten wurden weitere Ideen im Kontext der Arbeitsgruppe entwickelt und diskutiert, die mit Unterstützung des Stadtumbaus zwischen 2006 und 2016 umgesetzt werden konnten. So basiert das Quartiersfonds-Projekt „UrbanOase“ auf einer Idee aus der Arbeitsgruppe und auch das Projekt „Energieverteiler“ ging aus der der AG hervor und wurde von den Urbanisten umgesetzt.

Auch zwei „Großprojekte konnte die AG Zwischennutzung anstoßen. Das Projekt „Das Blaue Haus“ wurde Ende 2011 erfolgreich beendet. Seit November 2009 hatte die EWEDO GmbH eine Maßnahme zur beruflichen Aktivierung, Integration und Qualifizierung durchgeführt und hierfür eine seit langer Zeit leerstehende Gaststätte genutzt. Die im Schnitt 14 Teilnehmer/innen der Maßnahme führten kleinere Renovierungsarbeiten (z.B. Malerarbeiten, Aufarbeitung von Tischen und Stühlen etc.) und sorgten mit kleineren Kunstobjekten für eine besondere Atmosphäre. Durch die Öffnung der Räumlichkeiten für über 50 Aktivitäten und Veranstaltungen mit fast 1.400 Besucher/innen wurde das Gebäude im Viertel bekannt gemacht und es konnten neue Nutzungsideen für die Räumlichkeiten entwickelt werden. Gleichzeitig haben die positiven Entwicklungen und die Unterstützung aus dem Projekt die Eigentümerin dazu animiert, ca. 26.000 Euro in das Gebäude zu investieren und hiermit einige der notwendigen Investitionen (z.B. Modernisierung der Elektrik und Heizungsanlage) zu tätigen. Highlight gegen Ende der Projektlaufzeit war der neue Fassadenanstrich, der dem Gebäude sogar den Titel „Denkmal des Monats November 2011“ einbrachte und wesentlich dazu beitrug, dass die Aufwertung des Gebäudes für alle sichtbar auch auf das Umfeld abstrahlte. Übrigens: „Blau“ war das Blaue Haus nie, das haben Farbuntersuchungen im Rahmen der Fassadenarbeiten ergeben. Der Name „Das Blaue Haus“ stammt von der ursprünglichen Projektidee für die Zwischennutzung, für die die Ewedo GmbH zunächst ein anderes (blaues) Gebäude im Blick hatte. Der Name blieb erhalten und ist inzwischen ein feststehender Begriff im Unionviertel.

Mit dem „Quartierscafé U-Jack“ konnte die Ewedo GmbH im Februar 2012 bereits das zweite Zwischennutzungsprojekt im Unionviertel beginnen, dass die Nutzung und Aufwertung eines schon lange leerstehenden Gebäudes und die Beschäftigung langzeitarbeitsloser Menschen verknüpft. Im Rahmen des Stadtumbauprojektes wurde eine ehemalige Gaststätte an der Rheinischen Straße 194 angemietet. Ziel war es, hier ein „Quartierscafé“ als nicht-kommerziellen Treffpunkt im Unionviertel einzurichten und so Veranstaltungen und Zusammenkünfte der Bewohner/innen zu fördern. Die 8 Teilnehmer/innen der Beschäftigungsmaßnahme betreiben unter fachlicher Anleitung einer Hauswirtschafterin das Café und leisten kleinere Büroarbeiten. Das Quartierscafé „U-Jack“ hat am 20.06 2012 seine Türen geöffnet. Das Café ist jeden Montag bis Freitag von 10 bis 15 Uhr für alle Interessierten als Treffpunkt zum Verweilen und Menschen treffen geöffnet und bietet kleine Mahlzeiten zu kleinen Preisen. Dieses Angebot wird inzwischen sehr gut von Bewohner/innen angenommen, insbesondere die ältere Nachbarschaft hat hier einen Treffpunkt gefunden und immer mehr bedürftige Menschen machen von der Möglichkeit Gebrauch, Mahlzeiten zu ermäßigten Preisen zu erhalten. Dass das Angebot flexibel an die Bedürfnisse der Menschen vor Ort angepasst werden kann, zeigt die Aufnahme eines „Kakao to Go“ auf die Speisekarte – gewünscht und gerne getrunken von Kindern auf dem Schulweg. Darüber hinaus steht das Quartierscafé als Raum für die Menschen des Quartiers auch zu anderen Zeiten zur Verfügung. Neben dem Familienzentrum Bartoldus mit einer Mutter-Kind-Kochaktion und Waffelbacken nutzte z.B. auch das Familienbüro den Ort, um junge Familien einzuladen. Des Weiteren werden die Räumlichkeiten von Institutionen aus der Nachbarschaft genutzt, um kleinere Treffen durchzuführen und mehr und mehr Netzwerkpartner aus dem Stadtteil werden auf die Angebote aufmerksam.